Wie konnte ich bei so einer Fahrt überhaupt noch bestehen?

Wie konnte ich bei so einer Fahrt überhaupt noch bestehen?
TODO
Name:

P.B. (männlich )

Kategorie:

Kat. B (Auto)

Strassenverkehrsamt:

Strassenverkehrsamt des Kantons Zürich

Prüfungsergebnis:

Bestanden am 2015-06-15 beim 1 versuch nach 27 fahrstunden

Experte:

Durkowitzer

Fairness des Experten:
Fahrlehrer:
MSTREBEL  in Zürich
Überprüfung:

Eins vorweg: Seit ich prüfungsreif bin, war das mit absoluter Sicherheit die schlechteste Fahrt meines Lebens und wird nicht unwahrscheinlich die Schlechteste bleiben.Zu Beginn stellte sich der Experte vor und erklärte ganz kurz, was man sowieso schon wissen wird: Er gibt Kommandos für links und rechts; wenn er nichts sagt, gerade aus oder der Signalisierung entsprechend. Dann fuhren wir los (ACHTUNG: Wenn man vom Startplatz aus rechts abbiegt zur Ausfahrt, gilt bereits das erste Mal Rechtsvortritt für die Autos von hinten kommend!).Während mir das Einspuren und die Blicktechnik zu 90% gelangen, schlichen sich mal zu mal nicht wenige kleine unnötige Fehler ein: In der Kolonne fahrend Ausfahrt nicht freigelassen, beim Parkieren (rückwärts, 90 Grad) wenig Abstand und folglich zu stark gegen hinten ausgeholt (nach einer Korrektur war's ok), Sperrfläche mit einem Rad überfahren, bei der Autobahneinfahrt ungelenk eingefädelt, beim Überholen hätte ich noch schneller fahren müssen, bei der Ausfahrt den Blinker vergessen (hätte ich es nicht selber gleich gemerkt und sonst generell immer konsequent oder seiner Meinung nach sogar "zu viel" geblinkt, wäre meine Prüfung vermutlich gelaufen), wo man 60 fahren durfte auch mal etwas gar langsam rumgeeiert, einen Rechtsvortritt für Fahrradfahrer zwar gesehen aber mit über 20 km/h etwas zu schnell nach links abgebogen (30er Zone). Auch alte Klassiker wie Handbremse beim Anfahren zu spät gelöst und Rutteln beim zu schnellen Zurückschalten in den 1. Gang "durften" nicht fehlen. Sehr peinlich war mir, dass ich an einer Einmündung in eine Einbahnstrasse tatsächlich gefragt habe, wo ich hier abbiegen solle *facepalm* (Vorausschauend Fahren wird bei engen Strassen in der 30er Zone erst richtig schwierig!). Zu guter Letzt ist mir auf dem Rückweg beim Fahren in der Kolonne sogar noch einmal der Motor abgesoffen. Nun das Wichtigste: Wie konnte ich bei so einer Fahrt überhaupt noch knapp bestehen? Erstens hat der Experte Prioritäten, gewisse technische Schwerfälligkeiten sind einfach zweitrangig oder schlicht irrelevant (zumindest solange man z.B. beim Absaufen cool bleibt, umgehend reagiert und den Verkehr nicht behindert). Zweitens war er glaube ich recht beeindruckt bei der Reflexion wie viele kleine Sachen mir selber aufgefallen und hängen geblieben sind. Das bestätigte seinen Gesamteindruck, dass ich ein sehr umsichtiger und überlegter Fahrer bin. Drittens (und das ist das wichtigste!!!): Was ich richtig gemacht habe, habe ich sicher und auch wirklich gut gemacht. Lasst euch durch eure eigenen Fehler AUF KEINEN FALL verunsichern! Zum einen kann es gut sein, dass sie dem Experten schlicht egal sind und er will, dass ihr flüssig und abgeklärt fahrt statt euch mit "Tüpflischiisserei" aufzuhalten. Zum anderen ist der Experte auf jeden Fall so fair, dass ihr kleinere dumme Fehler mit sonst sicherer Fahrweise kompensieren könnt.Das Entscheidende an der Bewertung ist nämlich: Selbst wenn ihr viele Fehler macht, wird der Experte sich ein Gesamtbild davon machen, ob es an der Nervosität lag und ihr sonst immer souverän und überlegt gefahren seid oder ob euch schlicht die Routine fehlt für den Zürcher Stadtverkehr. Mein Tipp deshalb vor der Prüfung: Nehmt lieber zu viele statt zu wenige Fahrstunden. Ihr werdet es euch danken! Je mehr Routine ihr habt, desto eher merkt der Experte bei der Prüfung, dass ihr schon viele Sachen wie Eco-Drive etc. automatisiert habt. Auch dort war ich nicht 100% korrekt, aber er hat gemerkt, dass ich das intus habe.- Ebenfalls für viele Fahrstunden spricht: Geht davon aus, dass dumme Fehler, die passieren können auch passieren WERDEN. Wenn ihr Routine habt, merkt der Experte dennoch, dass es wirklich dumme Fehler waren und eben nicht fehlende Routine. Blicksystematik und vorausschauend Fahren: Nein, das ist kein schlauer Spruch, den man von jedem hört. Nehmt es euch fest vor! Geht mal mit jemandem fahren und versucht wirklich 3-5 Sekunden alles im Voraus zu sehen, was für euch relevant werden kann, ohne den Verkehr um euch und Gefahren am Strassenrand aus den Augen zu verlieren (war eine geniale Übung mit meinem Fahrlehrer). Wenn ihr an einer Schule vorbeifahrt, ZEIGT, dass ihr die mögliche Gefahr erkannt habt und entsprechend reagiert. Eine sichere Blicksystematik ergänzt mit vorausschauendem Fahren den Gesamteindruck, dass man euch auf die Strasse lassen darf, auch wenn ihr noch keine guten Fahrer seid bzw. sein könnt. Zu den Orten: Zuerst fuhren wir Richtung City, dann raus bei Wollishofen, danach irgendwo ausserorts (keine Ahnung, war dort noch nie) und am Schluss auf die Autobahn mit Ausfahrt Brunau. Auf der Autobahn Rechtsfahrgebot nicht vergessen und bei der Ausfahrt gut schauen! Sie ist relativ untypisch dadurch, dass dort mehrere Fahrstreifen verlaufen und die Ausfahrt dort "dazwischen" ist. Empfehle ich dringend dort mal zu fahren. Zum Experten: Vergesst den Scheiss, dass man "mega Glück" mit dem Experten haben müsse. Sie sehen vielleicht nicht alles genau gleich wie der Fahrlehrer, aber meiner verhielt sich definitiv professionell. Insgesamt machte er einen sehr seriösen, erfahrenen und strengen Eindruck. Wenn ich Fehler gemacht habe, hat er das entsprechend betont, aber immer höflich, mit Verständnis für die ausserordentliche Situation und konstruktiv als Tipp für die Zukunft formuliert, nicht einfach gemeckert. Weil ich auf seine Arbeitsweise hier im Internet nicht zu genau eingehen brauche, verrate ich nur so viel: Während der Fahrt konzentriert er sich darauf, ob ihr sicher und abgeklärt fahrt und gibt am Schluss den Gesamteindruck wieder, was ich als professionell wie flexibel empfunden habe.

Schwierige Stellen